Förderung des Hotspot-Projektes ermöglicht Blick auf bis zu 240 verschiedene Vogelarten
Landkreis Cloppenburg. Über 820 Hektar des Naturschutzgebietes Vehnemoor in der Gemeinde Bösel können ab sofort von einem Aussichtsturm überblickt werden. „Wer öfter hierher kommt, kann im Laufe einer Saison nicht nur mehr als tausend Kraniche sehen, sondern auch über 240 verschiedene Vogelarten“, betonte Landrat Johann Wimberg nun bei der Einweihung des Beobachtungsturms.
Das Naturschutzgebiet Vehnemoor mit seinen beeindruckenden 1.676 Hektar Land sei längst kein Geheimtipp mehr unter Ornithologen. „Naturfreunde pilgern genauso gerne hierher wie Spaziergänger und Fahrradfahrer“, sagte Wimberg. Der Beobachtungsturm biete dabei nicht nur den Menschen etwas, sondern auch Flora und Fauna. Denn durch den wundervollen Ausblick gebe es eine Alternative zum verbotenen Betreten der gesetzlich geschützten Flächen. Seinen Dank richtete der Landrat an die Interessengemeinschaft zur Rettung des Vehnemoors, die sich seit 35 Jahren für den Schutz der Fläche einsetzt. „Ohne Ihre Arbeit hier wäre das hier nicht möglich gewesen“. Das zeige, was ehrenamtliches Engagement bewirken könne.
160.000 Euro aus den Mitteln des Hotspot Projektes „Vielfalt in Geest und Moor wurden investiert. Das Projekt „Vielfalt in Geest und Moor“ wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Dahinter stecken das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie das Land Niedersachsen aus dem Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (vertreten durch den NLWKN).
Jannes Rosig aus dem Kreisumweltamt ging auf die Geschichte des Vehnemoors ein. Mit dem Ziel die Moorflächen langfristig durch Torfabbau in sichere und ertragreiche Böden umzuwandeln begann ihm zufolge im 19. Jahrhundert die systematische Erschließung der riesigen Fläche. Im Laufe der Zeit wandelte sich der Abbau von der Handarbeit zur maschinellen, von der Gewinnung von Brenntorf zur Gewinnung von Substraten für die Landwirtschaft. Das Moorschutzprogramm des Landes beendete ab 1981 die ackerbauliche Folgenutzung für die Zukunft. „Bis Ende 2026 wird am Vehnemoor der Torfabbau vollständig beendet sein“, betonte Rosig. Die ehemaligen Abbauflächen würden wieder in ihre ursprüngliche Hochmoor-typische Natur zurückgeführt. „Bei einem Torfwachstum von rund einem Millimeter pro Jahr wird das Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte dauern.“
Matthias Elsner von der Interessengemeinschaft betonte, wie wichtig der Schutz der riesigen Fläche ist. „Die Biodiversität ist hier sehr hoch. Von 181 Vogelarten die gefährdet oder vom aussterben bedroht sind, wurden ein Drittel hier gesichtet.“ Beim Vorkommen von Kranichen und Gänsen sei das Vehnemoor inzwischen von internationaler Bedeutung. Auch für Brutvögel, die hier kartiert worden sind, sei das Moorgebiet ein wichtiger Lebensraum. Elsner sprach daher von einer „Perle des Landkreises“. Weiter dankte er dem Landkreis für das Engagement rund um den Moorschutz.
Der Beobachtungsturm befindet sich an der Georg-Schumacher-Straße am nördlichen Rand des Vehnemoors und kann kostenlos von allen Interessierten genutzt werden.
Fotohinweis: Freuten sich gemeinsam über den neuen Beobachtungsturm am Vehnemoor. Dabei waren unter anderem Landrat Johann Wimberg (2. v.l.), Umweltamtsleiter Alexander Thole (rechts), sowie die Vertreter der Gemeinde Bösel stv. Bürgermeister Ludger Beeken, der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters Rainer Hollje (2.v.r.) und Matthias Elsner von der IG Vehnemoor (4. v.r.).
Foto: Sascha Rühl / LK Cloppenburg